Es sind ausgerechnet die Ärmsten, die am
schnellsten zur Zigarette greifen. Die WHO hat diesen Zusammenhang
zwischen Armut und Rauchen mit einer breit angelegten Studie aus dem
Vorjahr belegt. So geben die ärmsten Haushalte in Bangladesch zehnmal
mehr ihres Geldes für Tabak aus als für Erziehung. In Vietnam wird
2,5-mal mehr fürs Rauchen als für Kleidung und 1,6-mal mehr als für
Gesundheitsvorsorge investiert. Und in Indien konnten 61 Prozent der
Raucher in einer untersuchten Region nicht lesen und schreiben. Ein
Umstand, der der Branche eher zugute kommt. Bildungsfernere Schichten
sind auch weniger über die Gesundheitsgefahren des Nikotins informiert.
So wussten bei einer Befragung der WHO in China 60 Prozent nicht, dass
Rauchen Lungenkrebs auslösen kann.Und noch gibt es reichlich
Spielraum für die Tabakmultis, ihren Absatz nach oben zu steigern. So
sind in China zwar heute schon 61 Prozent der Männer Raucher, aber nur
sieben Prozent der chinesischen Frauen. Ähnlich sieht es in Südkorea
aus. Die Unternehmen haben reagiert und zum Beispiel in Japan eine
aufwändige Marketingkampagne für Zigarettenmarken gestartet, die
angeblich reine Frauensorten seien. Der Anteil der rauchenden Frauen in
Japan stieg danach signifikant an. Auch Japan gilt noch als
Zukunftsmarkt, obwohl sich heute schon ein Drittel der Japaner als
Raucher bezeichnet und mit Japan Tobacco einer der weltgrößten Konzerne
hier ansässig ist. Die Gesundheitsexperten sehen all dies mit großer
Beunruhigung. "Wir bewegen uns auf eine wahre Epidemie zu", sagt Tom
Glynn, Direktor der wissenschaftlichen Abteilung der American Cancer
Society mit Blick auf Indien. So haben Mediziner herausgefunden, dass
die Hälfte der jährlich 400.000 Tbc-Toten auf dem Subkontinent an den
Folgen ihres Tabakkonsums sterben....
Die
Böden, auf denen Tabak gepflanzt wird, sind nach zwei, drei
Vegetationsperioden ausgelaugt und für den Anbau anderer Produkte kaum
noch zu gebrauchen. Gleichzeitig werden pro Jahr 200.000 Hektar Wald
dem Tabak geopfert - vor allem in Südamerika und Asien....(Quelle:
Peter Ahrens: "Im Rauch der Mitte", DER STANDARD
27.11.2004).