Neues Lesegerat fur Zigarettenautomat fallt beim TÜV durch
Gutachten hält Apparat zur Alterserkennung fur ungeeignet - Bericht sollte geheim bleiben - Industrie befürchtet Debakel

DIE WELT Dienstag, 5. September 2006
VON BlRGER NlCOLAI

Hamburg - Nach den Anfangsproblemen um die Maut-Automaten auf Autobahnen bahnt sich nun ein zweites Debakel bei einer wichtigen technischen Umstellung an..
Nach Informationen der WELT funktionieren einige Kartenprüfgerate fur Zigarettenautomaten nicht wie gefordert. Diese Geräte sollen das Alter des Kunden
erkennen. Hintergrund ist die ab Januar 2007 geltende Gesetzesvorschrift, nach der Zigaretten aus Automaten nur noch an Kunden ab 16 Jahren verkauft werden dürfen.
Bis dahin müssen alle rund 500 000 Verkaufsautomaten technisch auf die Erkennung des Alters umgestellt werden.
In einem Prüfbericht des TÜV Rheinland, der der Redaktion vorliegt, wird nun vor einem bestimmten Kartenlesegerät gewarnt.
,,Der zur Überprüfung überlassene Multi-Kartenprüfer ist nicht geeignet, als Jugendschutzmodul in Zigarettenautomaten eingesetzt zu werden", heißt es in dem Bericht.
Das geprüfte Gerät sollte eigentlich über eine EC-Geldkarte, einen Personalausweis oder den EU-Führerschein das Alter prüfen. Diese Anforderungen seien zu komplex.
Der Hersteller des Gerätes ,,LG 0704" wird jedoch auch auf Nachfrage nicht genannt. Der Verband der Tabakwaren-Großhändler und Automatenaufsteller will das Thema nicht publik machen.
,,Wir bitten Sie, diesen Prüfbericht nicht weiterzugeben, um auszuschließen, dass er in die Medien oder in die Hände von Automatenkritikern kommt", schreibt er seinen wichtigsten Mitgliedsfirmen.
,,Ob der Anbieter dieses Cerätes noch eine verbesserte Version an den Markt bringen wird, ist uns nicht bekannt", heißt es weiter.
Nach Auskunft des Verbandes sind bereits 95 Prozent der Zigarettenautomaten in Deutschland mit funktionierenden Kartenlesegeräten umgerüstet.
Der Lobbyverband befürchtet nun, dass einige Branchenunternehmen das vom TÜV Rheinland beanstandete Gerät einsetzen.
Immerhin müssen noch rund 25 000 Zigarettenautomaten umgerüstet werden. Sollte dies passieren und ab 2007 an diesen Automaten der Jugendschutz nicht funktionieren, würde dies auf die gesamte Branche zurückfallen, heißt es im Verband. Der Imageschaden ware groß und der vor drei Jahren mit der Regierung ausgehandelte Kompromiss zum Automatenverkauf gefährdet.