diese Mail ging an alle 95 Abgeordneten des Landes Brandenburg, deren
Gesundheitsministerin Ziegler sich wohl auf Ausnahmen in der
Gastronomie einigen will.
Die anderen Bundesländer folgen mit gleichem Text nach und nach.
Beste Grüße
Wolf Hempel
----- Original Message ----- From: "Wolf 1" <wolf.hemp@online.de>
To: <irene.wolff@dielinke-fraktion.brandenburg.de>
Sent: Friday, November 07, 2008 10:59 PM
Subject: Nichtrauchendenschutzgesetz
Frau
Irene Wolff-Molorciuc
Sehr geehrte Frau Wolff-Molorciuc,
das Bundesverfassungsgericht hat zu Recht die bisherigen
Ländergesetze zum Schutz vor Passivrauchen gekippt, da sie die
Ungleichbehandlung der kleinen Betriebe festgestellt hat. Die
Ländergesetze waren durch Ausnahmen inkonsequent.
Es hat gleichzeitig ein ausnahmsloses Rauchverbot favorisiert, da es
die Gesundheit der Gäste und Bediensteten als höherwertiges
Gut betrachtet als die damit beeinträchtigten Freiheitsrechte,
insbesondere die Berufsfreiheit der Gastwirte.
Bitte nutzen Sie die gegebene Chance und legen Sie dieses Mal ein
Gesetz ohne Ausnahmen vor.
Dafür gibt es folgende gewichtige Gründe:
- Die Glaubwürdigkeit aller Parteien steht auf dem Spiel, wenn Sie
den Lobbyinteressen mehr Beachtung schenken als dem Schutz der
Bediensteten und Gäste.
- Das Bundesverfassungsgericht hat Ihnen diesen Weg gewiesen. Die
zeitweilige Raucherlaubnis bis Ende 2009 ist nur als
Zwischenlösung und nicht als finale Lösung gedacht.
- Gerade wegen des bisher relativ strengen Rauchverbots hat es z.B. in
Bayern Umsatzsteigerungen in der gesamten Gastronomie gegeben. Das
straft alle die Lügen, die Angst mit dem Zusammenbruch der
Kleingastronomie im Falle eines Rauchverbotes geschürt haben.
- Durch ein Rauchverbot ohne Ausnahmen wird es keine
Wettbewerbsnachteile, keine bürokratischen Überprüfungen
geben müssen (Größe; Speisenangebot)
- Rauchverbote retten Menschenleben, jeder tote Raucher oder tote
Passivraucher ist einer zuviel.
- Ein generelles Rauchverbot in der Gastronomie ist die beste
Prävention, um junge Menschen vom Rauchen abzuhalten
- Durch Rauchverbote hat es im Ausland in mehreren Ländern
gravierende Verbesserungen der gesundheitlichen Situation der
Bediensteten gegeben.
- Die rauchfreie Gastronomie ist überall innerhalb und
außerhalb Europas auf dem Vormarsch.
Beispiel der letzten Tage:
- Schweizer Kanton Neuenburg beschließt Rauchverbot in
Cafés und Restaurants
- In Europas Raucher-Nation Nummer eins Griechenland will die Regierung
bis zum 1. Januar 2010 Verbote in öffentlichen Gebäuden, im
Nahverkehr und in Gaststätten erlassen.
- Das im April vom Parlament in Monaco verabschiedete Gesetz verbietet
ab dem 1. November 2008 in das Rauchen in "geschlossenen
Gemeinschaftsräumen" sowie am Arbeitsplatz.
- Eine Raucherlaubnis wäre ein Schritt rückwärts
für Brandenburg, rücksichtsvolle Raucher haben sich
längst daran gewöhnt, nach draußen zu gehen.
- Das generelle Rauchverbot wird von der EU für 2009 erwartet. Es
wäre den Menschen nicht zu vermitteln, dann abermalige
Änderungen zu akzeptieren.
- Sie als Abgeordnete(r) sind nur Ihrem Gewissen verpflichtet, keiner
Parteiräson und keiner Koalition.
Zeigen Sie Rückgrat, besonders wenn Ihnen die Gesundheit Ihre
Bürger am Herzen liegt.
Beantragen Sie über dieses Gesetz eine geheime Abstimmung.
- Immer mehr Organisationen fordern nicht nur das Gesetz so zu
belassen, sondern ein ausnahmsloses Rauchverbot zu beschließen,
so neben dem Deutschen Krebsforschungszentrum, der Deutschen
Krebshilfe, dem Bundesverband der Pneumologen, die Deutsche
Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e. V., die
Deutsche Gesellschaft für Publik Health, der Bundesverband der
Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, der Deutschen
Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention, um nur einige
zu nennen.
Deren Positionspapier mit dem Titel "BVÖGD, DGPH, DGAUM und DGSMP
fordern weiterhin konsequenten Schutz vor den Gesundheitsgefahren durch
Passivrauchen in öffentlichen Räumen" ist unterzeichnet und
veröffentlicht von:
Prof. Dr. med. Bernt-Peter Robra, M.P.H. Präsident der DGSMP
Dr. med. Klaus Walter Vorsitzender des BVÖGD
Prof. Dr. med. Stephan Letzel Präsident der DGAUM
Prof. Dr. phil. Dr. rer. med. Thomas Gerlinger Vorsitzender der DGPH
Ein bayerischer Wirt bringt es auf den Punkt, veröffentlicht
kürzlich im Donaukurier:
Zitat
"Der Lupetto-Wirt Andy Griebler setzt in Sachen Qualmen auf einen
gemeinsamen Konsens. Vergangene Woche hat er eine Umfrage gestartet,
bei der mehr als 100 Gäste per Stimmzettel befragt wurden. "Pi mal
Daumen sind 15 Prozent für das Wiedereinführen des Rauchens,
85 Prozent sind dagegen", überschlägt er das deutliche
Umfrageergebnis. Handschriftlich notierten die Gäste vielfach
Argumente wie "Bessere Luft", "Klamotten stinken nicht" oder schlicht
"Mehr Lebensqualität" dazu. "Und unter den 85 Prozent sind sogar
ungewöhnlich viele Raucher", unterstreicht Griebler. Er wird sich
nach den Gästen richten und sein Lokal, egal wie die
Raucherdebatte auch enden wird, rauchfrei halten. Für ihn selbst
als Raucher ist das kein Problem: "Man hat sich daran gewöhnt."
Die Diskussion um das Rauchverbot hält er sowieso für
überflüssig. "Man diskutiert wie im Zirkus über
ungelegte Eier." Schließlich gelte das Verbot noch und selbst bei
einer Aufweichung stehe noch ein europaweites Rauchverbot in der
Debatte.
Zitat Ende
Eine Bitte zum Schluß. Bei einer Neufassung des Gesetzes sollten
dringend bisher vernachlässigte Punkte mit aufgenommen werden.
Das wären:
Rauchverbot im Handel und Gewerbe wie Friseursalons,
Kfz-Werkstätten, Sonnenstudios, Banken, Außenbereichen von
Saunen, Messehallen, Internetcafes, aber auch in Wartehäuschen und
Spielplätzen, überall dort wo Menschen zusammenkommen.
Auch für die Außengastronomie muß eine Lösung
gefunden werden. Es kann nicht sein, daß 100 Prozent der
Plätze auf der Freifläche der Gastronomie den Rauchern
vorbehalten sind und Familien mit Kindern den Rauch einatmen
müssen, der bei ungünstigen Windverhältnissen schlimmer
als im Innenbereich sein kann.
Das trifft auch für Balkons zu, die wegen rauchender Untermieter
nicht mehr benutzt werden können oder wo der Tabakrauch in Wohn-
oder Schlafbereiche eindringt, die Asthmatiker oder Familien mit
Kindern bewohnen.
Diese hatten bisher in den Sommermonaten die Wahl, sich in der eigenen
Wohnung durch Tabakrauch krank machen zu lassen oder die Balkontür
selbst bei 30 Grad geschlossen zu halten.
Beim weniger gefährlichen Grillen dagegen gibt es feste
Regelungen.
Bitte beschränken Sie sich also nicht nur auf die Gastronomie.
Das Argument, in der Fraktion gäbe es keine Mehrheit für ein
generelles Rauchverbot kann ich nicht gelten lassen. Man muß
für seine Überzeugungen kämpfen, Mehrheiten suchen, also
andere durch bessere Fakten überzeugen und nicht mit ersterem
Argument bereits aufgeben.
Das erwarte ich von einem verantwortungsvollen Politiker oder einer
Politikerin.
Ich würde mich über 2-3 Zeilen mit ihrer persönlichen
Meinung freuen, keine Fraktionsmeinung, keine Standardbriefe.
Da ich öfters in Brandenburg unterwegs bin, liegt meiner Familie
und mir die Situation dort besonders am Herzen.
Mit freundlichen Grüßen
Wolf Hempel
55597 Wöllstein