Sehr geehrter Herr ....(CSU-Abgeordneter),
das Volk hat beim "Volksbegehren für einen echten
Nichtraucherschutz" mit fast 1,3 Millionen Eintragungen eindrucksvoll bewiesen,
was es will - einen umfassenden Nichtraucherschutz ohne Ausnahmen in der
Gastronomie.
Es hat die unzuverlässige Politik der CSU-Parteiführung
abgestraft und ihr eine Blamage bereitet.
Eine Partei kann nicht im
Dezember 2007 ein lobenswertes Rauchverbot beschließen und es nach einigen
Monaten wieder aufweichen, weil angeblich die Wahlergebnisse nicht
dementsprechend waren.
So eine Politik kann nur zum Scheitern verurteilt
sein, das mag kein Volk. Zudem waren die Gründe für die Aufweichung an
den Haaren herbeigezogen.
Das Rauchverbot war nicht die Ursache für die
schlechte Wahlergebnisse, sondern eine Reihe anderer Dinge, was Ihnen ja in
einem internen Papier bestätigt wurde.
Ein Gesundheitsminister, der
selbst raucht und ein Ministerpräsident, der die Interessen der Tabaklobby
vertritt, gehören abgelöst. Das ist die Meinung von vielen.
Selbst viele Kommunal-, auch Landespolitiker der CSU sowie viele
CSU-Mitglieder haben das Volksbegehren unterschrieben, weil sie von der
raucherfreundlichen Politik der eigenen Partei die Nase voll
haben. Schauen Sie auf Facebook, wo innerhalb kurzer Zeit 13000 junge
Sympathisanten für einen umfassenden Nichtraucherschutz eintreten und den
Rücktritt von Gesundheitsminister Söder wünschen, der es noch nicht mal für
nötig hält, die Anfragen von Hunderten Interessierten zu beantworten.
http://www.facebook.com/pages/Volksbegehren-Fur-echten-Nichtraucherschutz/77572014149?ref=mf
http://www.abgeordnetenwatch.de/dr_markus_soeder-512-11312.html
Glauben
Sie nicht, durch Einleitung eines Volksentscheides die Verantwortung abschieben
zu können, in dem Sie dann den Wirten sagen: "Wir wollten ja das Rauchverbot
nicht, aber das Volk, da können wir nichts dafür". Sie müssen sich im
Klaren sein, durch das ständige Hin- und Her beim Rauchverbot ist die CSU schwer
beschädigt.
Schuld daran haben der Ministerpräsident Seehofer und sein
Gesundheitsminister Söder, der die Lockerung initiiert und gegen dem Willen
etlicher CSU-Abgeordneter und auch gegen den Willen der CSU-Parteibasis mittels
internem Druck auf die Landtagsabgeordneten auf Wunsch der FDP durchgesetzt
haben.
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Weitere
Lockerungen beim Nichtraucherschutz in Vorbereitung
Bayerisches
Umweltministerium macht der Raucherlobby neue Zugeständnisse
"Ein Raucher
wählt nie wieder schwarz rot grün!" Mit dieser Parole hatte der selbsternannte
"Verein zum Erhalt der Bayerischen Wirtshauskultur" (VEBWK) vor den
Landtagswahlen 2008 Wahlkampf für die FDP gemacht. Ein Jahr später, unmittelbar
vor den Bundestagswahlen, war eine Delegation des Rauchervereins zu Gast im
CSU-geführten Umweltministerium. Dort wurden ihr zusätzliche Lockerungen des
Nichtraucherschutzes in Aussicht gestellt, die über die bislang bekannten
Ausnahmeregelungen für Gaststätten weit hinausgehen. Dies geht aus einem
Gesprächsprotokoll vom 16.9.2009 hervor, das den Titel trägt: "Wichtige
Klarstellungen zum neuen Nichtraucherschutzgesetz durch die Staatssekretärin
Huml im Einvernehmen mit dem VEBWK-Landesvorstand."
Der Vorstand des
Rauchervereins, der laut eigenen Angaben 80.000 Mitglieder hat, wurde im
Ministerium von Staatssekretärin Melanie Huml (CSU) und vier Fachreferenten
empfangen. Allem Anschein nach waren die für unsere Umwelt und Gesundheit
zuständigen Ministerialbeamten mit allen Forderungen der Raucherdelegation
einverstanden: In dem kurzen Gesprächsprotokoll findet sich fünfmal die Formel
"Man war sich einig, dass.". Einigkeit bestand demnach u.a. bei den folgenden
Punkten:
. Bei der Frage, welcher Raum der Hauptraum einer Gaststätte
ist, sind die geltenden Bestimmungen "nicht absolut zu sehen; Ausnahmen sind
möglich." Im Klartext: Der Wirt soll auch den Schankraum zum Nebenraum
deklarieren dürfen, damit dort geraucht werden kann.
.
Vereinsveranstaltungen zählen als "echte geschlossene Gesellschaften", bei denen
geraucht werden darf. Das würde dann auch für Veranstaltungen des "Vereins zum
Erhalt der Bayerischen Wirtshauskultur" gelten.
. Laut Gesetz darf in
getränkeorientierten Gaststätten geraucht werden. Ob eine Gaststätte
"getränkeorientiert" ist, soll anhand ihres "Erscheinungsbilds" beurteilt und
nicht ernsthaft kontrolliert werden. Zitat: "Keinesfalls dürfen Kontrolleure
Umsatznachweise verlangen!"
. Lüftungsanlagen sollen als technischer
Nichtraucherschutz anerkannt werden ("Innovationsklausel"). Die Klausel ist
insbesondere "für Kneipen über 75 qm, große Bierhallen und vor allem für
Diskotheken" wichtig, weil dann auch hier das derzeit noch geltende Rauchverbot
wieder aufgehoben werden kann.
Zum letzten Punkt wird noch angefügt:
"Fachliche Grundlagen für die Innovationsklausel sollen (.) in Bayern vom
Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit erarbeitet werden."
Unerwähnt bleibt, dass das bayerische Landesamt diese fachlichen Grundlagen
bereits erarbeitet hat. Im Jahr 2006 wurden Schadstoffmessungen in 28
Gastronomiebetrieben im Großraum München/Augsburg durchgeführt. Dabei stellte
sich heraus, dass die Atemluft mit Benzol, Cadmium, Formaldehyd, polyzyklischen
aromatischen Kohlenwasserstoffen und anderen giftigen und Krebs erzeugenden
Substanzen des Tabakrauchs verunreinigt war. Bemerkenswert daran ist, dass alle
untersuchten Betriebe über eine Lüftungsanlage verfügten. Auf der Grundlage
dieser Daten hat das Bayerische Landesamt für Gesundheit ein "Handeln im Sinne
eines umfassenden und konsequenten Schutzes nicht rauchender Gäste und des
Personals" gefordert. Es soll nun offenbar dazu gezwungen werden, seine
Empfehlung zu widerrufen.
Theresa Schopper, die Landesvorsitzende der
Grünen, kommentierte die Vereinbarung zwischen dem VEBWK und dem
Umweltministerium wie folgt: "Wenn diese Absprachen umgesetzt werden, gibt es
bald keine Gaststätte mehr, in der nicht geraucht werden darf. Ich kann daher
allen, die an einem wirksamen Gesundheitsschutz interessiert sind, nur
empfehlen, sich gegen diese Hinterzimmerpolitik des Gesundheitsministeriums zur
Wehr zu setzen und beim Volksbegehren mitzumachen. Lasst uns alle gemeinsam das
Lebensmotto von Frau Huml beherzigen, das da lautet: "Wenn viele kleine Leute an
vielen kleinen Orten viele kleine Schritte tun, können sie das Gesicht der Welt
verändern" (Afrikanisches
Sprichwort).
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Dieser
Affront gegen die Nichtraucher schreit nach einem Rücktritt der
Ministerpräsidenten und seines Gesundheitsministers. Wenn die Mehrheit
der CSU-Abgeordneten jetzt wieder nur abnickt, was der Ministerpräsident möchte,
wird es zum Desaster für die CSU kommen, was ich bedauern
würde. Schließlich sind hier viele anständige Politiker und Mitglieder
vertreten, die sich nicht den Wünschen der Tabaklobby unterordnen.
Meine
Prognose vor etlichen Monaten ist eingetroffen, als ich prophezeite, dass nach
der Lockerung des Nichtraucherschutzes keine Ruhe einkehrt, wie Herr Söder groß
tönte, sondern dass sich die Nichtraucher das nicht mehr gefallen lassen werden,
was durch dieses eindeutige Votum von 1,3 Millionen Bayern eindeutig bestätigt
wurde. Die CSU hat in der Vergangenheit viel zu sehr auf ein paar
unbelehrbare Wirte und den VEBK gehört und deren Positionen
übernommen.
Ich prophezeie Ihnen auch dieses Mal, dass die Einleitung
eines Volksentscheids ein großer Fehler und eine Verschwendung von anderswo
sinnvoller einsetzbarem Geld wäre. Dies hätte zur Folge, dass die CSU
eine weitere Blamage einstecken würde, die dazu führen würde, dass sie bei der
nächsten Landtagswahl nur noch 30 Prozent + X bekommen und manches
Abgeordnetenmandat kosten würde. Dessen müssen sich alle Parlamentarier
bewusst sein, wenn sie Entscheidungen zum Volksentscheid treffen.
Die
Nichtraucher haben keine Angst vor einem Volksentscheid, weil sie wissen, dass
selbst die Mehrheit der CSU-Mitglieder und Landtagsabgeordneten hier für den
umfassenden Nichtraucherschutz stimmen würden, ist die Wahl doch geheim, so dass
Herr Seehofer keinen Druck mehr ausüben kann. Manche haben die Unterstützung
schon angedeutet, andere werden unbeobachtet ihr Kreuz an die richtige Stelle
setzen.
Ich kann Sie nur bitten, übernehmen Sie den Entwurf des
Volksgehrens, wenn Sie sich eine weitere Blamage ersparen wollen.
Mit
freundlichen Grüßen
Wolf Hempel