Brüssel, 30. Juni 2009
– Die
Europäische Kommission hat nach ausführlichen Konsultationen
heute einen
Vorschlag für eine Empfehlung des Rates angenommen, in der alle
Mitgliedstaaten
dazu aufgerufen werden, bis zum Jahr 2012 Gesetze zum Schutz ihrer
Bürgerinnen
und Bürger vor Tabakrauch zu erlassen. Rauchen verursacht nach wie
vor die
meisten vorzeitigen Todesfälle und Krankheiten in der
Europäischen Union. Konservativen
Schätzungen zufolge starben 2002 in
der EU-25 79’000 Erwachsene, darunter 19’000 Nichtraucher,
aufgrund der
Belastung durch Tabakrauch zu Hause (72’000) oder am Arbeitsplatz
(7‘300).
Die
für
Gesundheitsfragen zuständige EU-Kommissarin Androulla Vassiliou
erklärte: „Ich
bin fest davon überzeugt, dass jede Europäerin und jeder
Europäer umfassend vor
Tabakrauch geschützt werden muss. Es gibt massive
Unterstützung durch die
Öffentlichkeit, und wir werden mit den Mitgliedstaaten
zusammenarbeiten, um
dies Wirklichkeit werden zu lassen.“
In zehn
EU-Ländern
gelten derzeit bereits umfassende Rechtsvorschriften für
rauchfreie Zonen. Das
UK und Irland verfügen über die strengsten Bestimmungen
über rauchfreie Zonen,
mit denen das Rauchen in geschlossenen öffentlichen Räumen,
in öffentlichen
Verkehrsmitteln und am Arbeitsplatz verboten wird. Bulgarien wird 2010
entsprechende Vorschriften erlassen. Eine vor kurzem durchgeführte
Eurobarometer-Umfrage deutet darauf hin, dass die Popularität von
Maßnahmen
gegen das Rauchen zunimmt: 84% der Europäerinnen und Europäer
sind gegen das
Rauchen im Büro und an anderen Arbeitsplätzen in
geschlossenen Räumen; 77% sind
für rauchfreie Restaurants und 61% unterstützen rauchfreie
Bars und Kneipen.
Die Empfehlung
Die
Empfehlung ruft die
Mitgliedstaaten zu Maßnahmen in drei wichtigen Bereichen auf:
-
Annahme und
Durchführung von Gesetzen zum vollen Schutz ihrer
Bürgerinnen und Bürger vor Tabakrauch in geschlossenen
öffentlichen Räumen, am
Arbeitsplatz und in öffentlichen Verkehrsmitteln gemäß
Artikel 8 des Rahmenübereinkommens
zur Eindämmung des Tabakkonsums, binnen drei Jahren nach
Verabschiedung der
Empfehlung;
-
Unterstützung
von Gesetzen zur Schaffung rauchfreier Zonen durch
Maßnahmen wie Schutz von Kindern, Unterstützung von
Strategien zur
Raucherentwöhnung und Warnbilder auf Verpackungen von
Tabakerzeugnissen;
-
Stärkung der
Zusammenarbeit auf EU-Ebene durch Errichtung eines
Netzwerks nationaler Anlaufstellen für die Eindämmung des
Tabakgebrauchs.
Wie viele
Länder haben bereits Maßnahmen für
rauchfreie Zonen eingeführt?
In allen
Mitgliedstaaten existieren einschlägige Vorschriften, die darauf
abzielen, die
Tabakrauchbelastung der Umwelt und ihre gesundheitsschädlichen
Auswirkungen
einzuschränken. Dabei sind Erfassungsbereich und Art der
Vorschriften unterschiedlich.
Bisher gibt es in zehn EU-Mitgliedstaaten einen umfassenden Schutz vor
dem
Passivrauchen. In Irland und im UK gilt ein Totalverbot für das
Rauchen in
allen geschlossenen öffentlichen Räumen, einschließlich
Kneipen und
Restaurants. Im Juni 2010 soll auch in Bulgarien ein solches Verbot in
Kraft
treten. Italien, Malta, Schweden, Lettland, Finnland, Slowenien,
Frankreich und
die Niederlande haben Rechtsvorschriften zur Schaffung rauchfreier
Zonen
eingeführt, wobei abgetrennte Raucherräume zugelassen sind.
Aber in den übrigen
Mitgliedstaaten werden Bürger und Arbeitnehmer noch immer nicht
umfassend vor
dem Passivrauchen an Arbeitsplätzen in geschlossenen Räumen
und an öffentlichen
Orten geschützt.
Hintergrund der
EU-Maßnahmen zur Schaffung rauchfreier
Zonen
Zu Beginn
der neunziger
Jahre wurden durch Gesundheits- und Sicherheitsrichtlinien bestimmte
Einschränkungen des Tabakkonsums am Arbeitsplatz festgelegt. Diese
sind durch
die Entschließung des Rates von 1989 und die Empfehlung zur
Prävention des Rauchens
von 2002 ergänzt worden. Darin wurden die Mitgliedstaaten dazu
aufgefordert,
Schutzmaßnahmen gegen die Exposition gegenüber Tabakrauch an
Arbeitsplätzen in
geschlossenen Räumen, geschlossenen öffentlichen Bereichen
und öffentlichen
Verkehrsmitteln zu ergreifen. Neben den legislativen Maßnahmen
wurde in
Anti-Tabak-Kampagnen in den Medien, nämlich „Fühl Dich
frei, Nein zu
sagen" und „HELP: Für ein rauchfreies Leben“ unter
anderem auf die Risiken
des Passivrauchens hingewiesen.
2007
leitete die
Kommission mit ihrem Weißbuch: „Für ein rauchfreies
Europa:
Strategieoptionen auf EU-Ebene“ eine öffentliche Debatte
darüber ein, wie
rauchfreie Zonen in der EU am besten zu fördern sind.
Rahmenübereinkommen
zur Eindämmung des Tabakkonsums
Das
WHO-Rahmenübereinkommen
zur Eindämmung des Tabakkonsums (FCTC) – der allererste
Vertrag über
öffentliche Gesundheit – wurde von allen Mitgliedern der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterzeichnet und bisher von 164
Partnern
einschließlich der Gemeinschaft und 26 Mitgliedstaaten
ratifiziert. Die EG
leitet die Verhandlungen über das FCTC-Protokoll über den
illegalen Tabakhandel
und spielt eine aktive Rolle bei der Umsetzung des Übereinkommens.
Im Juli
2007
verabschiedete die zweite Konferenz der Partner des
Rahmenübereinkommens
umfassende Leitlinien betreffend den Schutz vor Passivrauchen, die
für die
Partner einen „Goldstandard“ festlegten. Die Gemeinschaft
war an der
Erarbeitung der Leitlinien beteiligt.
Weitere Informationen:
Überblick über die
Maßnahmen der Kommission zur
Bekämpfung des Tabakkonsums:
http://ec.europa.eu/health/ph_determinants/life_style/Tobacco/tobacco_de.htm
Flash Eurobarometer zum Thema Tabak
(Flash
Nr. 253):
http://ec.europa.eu/health/ph_publication/eurobarometers_en.htm
Rahmenübereinkommen zur
Eindämmung des
Tabakkonsums:
http://www.who.int/fctc/en/ http://www.aerzteinitiative.at/Rahmenkonvention.html
Vorschlag für eine Empfehlung
des Rates über
rauchfreie Zonen:
http://ec.europa.eu/health/ph_determinants/life_style/Tobacco/smoke_free_de.htm
Ansprechpartner:
Nina Papadoulaki – +32
229-86378
Antonie Kerwien – +32 229-72686
in Österreich: Prim. Dr. Kurt Aigner, Linz
<kurt.aigner@elisabethinen.or.at>, Univ.-Prof. Dr. Manfred
Neuberger, Wien <manfred.neuberger@meduniwien.ac.at>