Hat
Nikotin Heilwirkung?
Die Tabakindustrie investiert schon lange große Summen, um zu
beweisen, dass wenigstens Teile ihres Produktes auch Heilwirkung haben.
Die Rezeptorforschung an psychiatrischen Patienten hat aber bisher
keine Kausalzusammenhänge nachweisen können. Aus dem
Umstand, dass 90% der Schizophrenen
rauchen, kann weder geschlossen werden, dass ihnen rauchen hilft noch
dass alle
Menschen, die sich das Rauchen nicht abgewöhnen können,
geisteskrank sind.
Auch
die
Behauptung, dass z.B. bei
M. Parkinson
ein positiver Einfluß des Rauchens festgestellt wurde, ist nicht
schlüssig: Tatsächlich rauchen Parkinsonpatienten auf
Grund ihrer unterschiedlichen Persönlichkeitsstruktur weniger
(Deecke
2003): Sie sind auf Sicherheit bedacht und gehen kein Risiko ein, auch
nicht das Risiko des Rauchens. Das Nichtrauchen hat also
wahrscheinlich ursächlich
gar nichts mit ihrer Krankheit zu tun. Allerdings ist auch denkbar,
dass Nikotin der Neurodegeneration in der Substantia nigra
entgegenwirkt, die durch Sauerstoffradikale des Tabakrauches zu
erwarten wären. Jedenfalls ist auch einem Parkinsonpatienten
dringend von einem Nikotinkonsum in Form von Zigaretten abzuraten.
Auch bei M. Alzheimer
wurden einzelne Ergebnisse überinterpretiert und dazu missbraucht,
Nikotin als Heilmittel für Langzeitgebrauch zu empfehlen, seine
Wirkung auf das Gedächtnis und andere Hirnfunktionen auch für
Gesunde als positiv darzustellen und sogar dem Tabak
gesundheitsfördernde Eigenschaften zuzuschreiben.
Tatsächlich ist jedem gesunden Nichtraucher dringend vom Suchtgift
Nikotin
abzuraten und Kranken darf es nur auf Rezept, bei strenger
Indikationsstellung und in Abwägung seiner Nebenwirkungen
gegeben werden. Auch bei Colitis ulcerosa ist unbedingt vom Rauchen
abzuraten; Nikotinpflaster kann verschrieben werden, aber besser
wäre die Entwicklung eines Medikamentes, das selektiv auf die
Rezeptoren im Darm wirkt und daher nicht über die
(unterschiedlichen) cerebralen Rezeptoren süchtig macht.