Betreff: Sehr geehrter Dr. Wolf
Von: Dr. Reinhard Kürsten
Datum: Sat, 10 Apr 2010 09:19:17 +0200
An:

Sehr geehrter Dr Wolf!
 
Ersten bitte ich Sie, Herrn KR Hinterleitner auszurichten, dass die EU natürlich über den ArbeitnemerInnenschutz ein Rauchverbot erwirken kann und wird. Lediglich der Zeitpunkt ist noch offen. Ich glaube zwar, dass Ihnen allen das klar ist, aber in der Öffentlichkeit vermitteln Sie etwas anderes und Ihren Mitgliedern wären Sie schuldig, klar zu kommunizieren, dass Investitionen, die sich nicht innerhalb weniger Jahre (ich schätze 3-4?) rechnen, ein stranded investment sind.
 
Zweitens ersuche ich Sie, mir mitzuteilen, ob und wenn ja, in welcher Höhe die Wirtschaftskammer bzw. Teilorganisationen Gelder von der Tabakindustrie erhält bzw., ob Sie ausschließen können, dass die Wirtschaftskammer von der Tabakindustrie Zuwendungen erhält. Es mag Ihnen diese Frage ungewöhnlich erscheinen, aber in der Medizin ist es üblich, mögliche Interessenkonflikte in der Diskussion verschiedener Themen offen zu legen. Und ich gehe davon aus, dass Zuwendungen ja nichts Unehrenhaftes oder gar Illegales wären. Es wäre nur besser verständlich, warum man sich so gegen Rauchverbote wehrt, wo doch Beispiele anderer Länder zeigen, dass es über die Gesamt-Gastronomie bei totalem Rauchverbot zu keinen Umsatzverlusten kommt, bei Teilverboten (wie sie nun ab Juli in Österreich gelten)allerdings schon
 
Und drittens frage ich Sie, wieviele tote Passivraucher im Jahr für die Wirtschaftskammer ein Grund wäre, ihre Haltung zu Rauchverboten zu überdenken. Vor allem im Hinbick auf die ArbeitnehmerInnen in der Gastronomie, die ja als ArbeitnehmerInnen zweiter Klasse als einzige in Österreich weiterhin den Schadstoffen des Tabakrauches ausgesetzt werden dürfen.
 
Diese Frage stelle ich mir vor allem im Zusammenhang mit dem jüngsten Verbot von Solarienbesuchen für unter 18 jährige durch den Wirtschaftsminister bzw. auch den Maßnahmen gegen Todesfälle durch Listeriose nach Käsegenuss, da es hier ja offenbar sehr wohl Bestrebungen gibt, gesundheitliche Interessen der Bevölkerung zu berücksichtigen.
 
Herzlichen Dank für Ihre Mühe
 
Dr. Reinhard Kürsten
 
P.s.: Sie waren so nett und haben mir vor längerer Zeit auf meine Bitte nach Studien über Umsatzverluste ein Blatt Papier in italienischer Sprache geschickt, das nicht dem entspricht, was man sich in der wissenschaftlichen community unter Studie vorstellt (kein Titel, kein Autor, keine Quellenangaben). Sollten Sie in der Zwischenzeit über echte Studien verfügen, wäre ich dankbar für eine Kopie