Subject: Re: Webseite um Raucherlokale zu dokumentieren
Date: Wed, 20 Dec 2017 07:50:38 +0100
From: Stefan Strasser <stefan.strasser@meduniwien.ac.at>
To: Martina Löwe <loewe@krebshilfe.net>, tabakpolitik@googlegroups.com


Sehr geehrte Frau Löwe, liebe aktive Nichtraucher!

Selbstverständlich ist "da.stinkts.net" eine gute Möglichkeit, nachzusehen wo Nichtraucher hingehen können. Allerdings listet die Seite nur 644 rauchfreie Lokale. Derzeit gibt es knapp 42.000 Lokale. Für mich als Asthmatiker ist es auch interessant, wo ich nicht hingehen soll. Auf "futurezone.at" können Sie nachlesen, dass später auch Nichtraucherlokale gelistet werden sollen.

Sie schreiben, Sie möchten "keine gesellschaftliche Spaltung von RaucherInnen und NichtraucherInnen".
Ist Ihnen bewusst, dass Tabakrauch Leute mit Atemwegserkrankungen oder Herzerkrankungen und Familien mit Kindern von einem normalen sozialen Leben ausgrenzt? Ich kann keine verrauchte Lokale aufsuchen, Familienfeiern finden aber oft dort statt. Ich wohne am Land, hier finden Sie Lokale, die das Nichtraucherschutzgesetz völlig ignorieren und sogar noch provokant die Aufschrift tragen "Wir sind ein Raucherlokal".

Sie schreiben "wir glauben nicht, dass eine Hetze zum jetzigen Zeitpunkt zielführend ist".
Hetze ist zu keinem Zeitpunkt zielführend. Ist es wirklich "Hetze" wenn man Raucherlokale listet? Die Wirte haben selbst dafür gekämpft, dass sie das Rauchen weiterhin erlauben dürfen. Weshalb sollten sie das nun als Hetze empfinden? Umgekehrt hat fast jeder aktive Nichtraucher Ausdrücke wie "militanter, faschistoider Gesundheitsapostel, genussfeindlicher Nichtrauchertaliban" usw. hinnehmen müssen. Das bezeichne ich als Hetze.

Sie schreiben, dass das neue ÖVP/FPÖ-Gesetz sowieso ins Denunziantentum führen wird.
Das Wort Denunziantentum wird abwertend gebraucht. Das hat historische Gründe, in der Vergangenheit haben unfaire Anzeigen den Menschen geschadet, viele sind deshalb getötet worden. Was geschieht heute? Passivrauch tötet Menschen, er grenzt Menschen aus. Ist es wirklich falsch, sich dagegen zu wehren? Der Wirt erhält lediglich eine Geldstrafe. Wenn Sie sehen, dass ein Kind geschlagen oder geschädigt wird, würden Sie dann von Denunziantentum sprechen und nichts tun, oder würden Sie die Täter anzeigen? Ich sehe so eine Anzeige eher als Ausdruck von Zivilcourage. Was genau ist beim Passivrauch anders? Das Leid tritt zeitverzögert auf, das Sterben ist "anonym", Sie wissen nicht wen es trifft. Aber es ist genauso real, wie eine unmittelbare sichtbare Schädigung.

Ein Gesetz, das Schwächere nicht schützt, und nicht aktiv durch die Behörden kontrolliert wird, ist kein faires Gesetz. Ich bin den Rauchsheriffs dankbar, dass Sie mir ermöglicht haben, dass ich nun zumindest Kinos, Shopping Malls und einige Restaurants besuchen kann. Ja, das ging nur über Anzeigen, und es waren auch diese 30.000 Anzeigen, die Minister Mitterlehner dazu bewogen haben, beim Tabakgesetz einzulenken (er hat das selbst mehrfach so begründet.)

Beste Grüße
Stefan Strasser