Sehr geehrte Redaktion!
Habe heute Mittag nachfolgenden Brief an Sebastian
Kurz geschrieben. Ich bitte um redaktionelle Verarbeitung dieser
Meldung, dass wir keineswegs mit irgendeiner Abweichung vom
TNRSG einverstanden sind und die ÖVP auffordern, keine Koalition
mit der FPÖ einzugehen. Gerade ÖVP-Wähler waren bei der letzten
Wahl sehr enttäuscht, weil ein vorhergehendes Versprechen nicht
eingehalten wurde. Zur Erinnerung das Mail vom 18.9.2017 an uns:
Nach jahrelangen Diskussionen und
Zwischenlösungen hat sich die Bundesregierung im Jahr 2015
mit dem generellen Rauchverbot in Lokalen auf eine Lösung
geeinigt. Um die Betroffenen nun nicht wieder zu
verunsichern, werden wir an dieser Entscheidung, die mit
drei Jahren Vorlaufzeit im Mai 2018 in Kraft tritt, klar
festhalten. Wir sind davon überzeugt, dass Österreich nicht
länger Schlusslicht in Europa sein soll, auch in
Verantwortung für die junge Generation. .....
Kurz hat das versprochene und längst überfällige
Rauchverbot in der Gastronomie damals leichtfertig der
FPÖ-Forderung geopfert, statt für deren Erhalt zu kämpfen. Sehr
zum Leidwesen der überwiegenden Mehrheit der Wirte, die auf das
Rauchverbot mit 1.5.2018 vertraut haben (Rechtsunsicherheit).
Kompromisse sind in einer Koalition sicher notwendig. Aber
Kompromisse einzugehen, die zu einer Verschlechterung der
Gesundheit der Gesamtbevölkerung führen, ist eine
Bankrotterklärung der Handlungsweise von Kurz und zeigte wenig
Durchsetzungsvermögen. Er hat seine Glaubwürdigkeit beim
Nichtraucherschutz an die FPÖ verkauft. Warum sollten
Nichtraucher ihn nochmals wählen? Ist seiner Ansage im
Sommergespräch mit der Kronenzeitung zu trauen? Für uns ist
diese Ansage nicht deutlich genug.
Mit freundlichen Grüßen
Robert Rockenbauer
An Herrn Sebastian Kurz
sebastian@sebastian-kurz.at
Sehr geehrter Herr Alt-Bundeskanzler!
Ihre Partei hat am 2.7.2019 im Nationalrat dem Antrag der SPÖ
zugestimmt, das vom Mai 2015 beschlossene Rauchverbot in der
Gastronomie wieder einzuführen. Das Inkrafttreten erst mit 1.
November ist wahrscheinlich der Forderung der Wirtschaftskammer
geschuldet, den Rauchstopp so spät wie möglich umzusetzen. Dabei
wäre eine Umsetzung mit 1. September nicht nur taktisch
sinnvoller (wärmere Jahreszeit), sondern vor allem auch im
Interesse der Gesundheit dringend notwendig gewesen. Jede
Verzögerung fordert vermeidbare Todesopfer unter Rauchern und
Passivrauchern! Es ist allerhöchste Zeit, dass nun auch
Österreich endlich eine rauchfreie Gastronomie bekommt!
Da aber die FPÖ Signale setzt, das Rauchverbot wieder zu
kippen oder zumindest mit Ausnahmen abzuschwächen, schrillen
bei uns aktiven Nichtrauchern die Alarmglocken! Als
Aktive sind auch die fast 900.000 Unterzeichner des
Volksbegehrens zu bezeichnen.
In der ZIB 2 am 29.7.2019 fragte Armin Wolf den
Parteivorsitzenden der FPÖ Norbert Hofer, ob bei einer
neuerlichen Koalition die Aufhebung des Rauchverbots in der
Gastronomie eine Bedingung wäre. Hofer antwortete ausweichend:
"Wir müssen einige Dinge nachbessern (.....). Zum Beispiel,
der Wirt ist verantwortlich für die Personen die vor dem Lokal
stehen [...] und der Wirt ist gewerberechtlich für diese
Personen verantwortlich, das muss man schon auch reparieren.
Dann ist die Frage, ob man nicht auch bei Nachtlokalen,
Diskotheken usw. gewisse Ausnahmen schafft."
Am 4.8.2019 ließ Niederösterreichs FPÖ-Chef Udo Landbauer
die Katze aus dem Sack: Bei einer neuerlichen
Regierungsbeteiligung will die FPÖ mit Nachdruck das eben
beschlossene Rauchverbot wieder kippen.
Nun haben wir mit Freude vernommen, dass
Sie im Sommergespräch mit der Kronenzeitung (7.8.2019)
betreffend Rücknahme eines Rauchverbots sagten: „Also
das ist für mich nicht denkbar. Ich glaube, dass insbesondere
die Gastronomen in Österreich jetzt viel zu lange schon
darunter leiden, dass es keine Rechtssicherheit gibt, dass es
einmal so ist und einmal so. Das ist sehr viel Unsicherheit
für die Gastronomen. Ich glaube, man sollte endlich ein für
alle Mal dieses Thema ruhen lassen.“
Sehr geehrter Herr Kurz, verstehen wir
Sie richtig, dass Sie diesmal am Beschluss von 2015
wirklich festhalten werden, ohne das TNRSG zu einem späteren
Zeitpunkt wieder für die FPÖ abzuändern oder aufzuweichen?
Wir fordern:
Keine Aufweichung des Tabakgesetzes und damit keine
Ausnahmen für die Nachtlokale, keine Ausnahmen für Shishas und
keine Ausnahmen bei E-Zigaretten (egal ob nikotinhältig
oder nicht, weil sonst keine Kontrolle möglich ist!).
Österreich hat die Tabakrahmenkonvention 2005 ratifiziert und
sich damit verpflichtet, nachhaltig den Tabakkonsum zu
reduzieren und Bürger vor Passivrauch zu schützen.
Rauchverbote helfen auch vielen Rauchern, weil sie dann weniger
rauchen oder überhaupt mit dem Rauchen aufhören, was wiederum
große Vorbildwirkung für die Jugend hat. 70 Prozent der Raucher
sind mit ihrem Rauchverhalten unzufrieden. Jugendliche, die nur
beim Ausgehen rauchen, brauchen rauchfreie Ausgehlokale. Ausnahmen vom
Rauchverbot durch die Hintertür sind nur schwer und
kostspielig überwachbar und ein Tabakgesetz ohne
Implementierung und Durchsetzung würde von der Bevölkerung
und den für Arbeitnehmer- und Jugendschutz Verantwortlichen
rasch als Heuchelei durchschaut werden. Wir haben uns
international schon genug blamiert (siehe z.B. https://www.bbc.com/news/world-europe-43057842, http://www.xinhuanet.com/english/2018-10/17/c_137539687.htm, https://www.nytimes.com/2018/03/18/world/europe/austria-smoking-ban.html).
Erteilen Sie einer Neuauflage von Türkis/Blau eine Absage!
"Genug ist genug", sagten Sie nach dem Ibiza-Video am 18.5.2019.
Das Scheitern der Koalition war für einen Großteil der
Bevölkerung eine echte Befreiung! Siehe spontane Demonstration
am Ballhausplatz nach dem Scheitern der Koalition mit lauten
Rufen nach Neuwahlen.
Für die Wahlentscheidung brauchen bisherige
ÖVP-Wähler, die zu ca. 80% Nichtraucher sind, noch vor
dem 29.9.2019 klare Signale!
Gerne erwarten wir Ihre persönliche Stellungnahme.
Mit freundlichen Grüßen
Bundesleiter Robert Rockenbauer <nichtraucherschutz@a1business.at>
Österreichische Schutzgemeinschaft für Nichtraucher, Thomas-Riss-Weg 10, 6020 Innsbruck
P.S.: Dieser Brief wird intern an über tausend Empfänger
verteilt und auch an einige Medien weitergeleitet.