WHO-Rahmenkonvention
zur Tabakkontrolle (FCTC) mit Richtlinien für die Umsetzung (auch gemäß SDG 3a)
Der Entwurf wurde am 21.5.2003 in Genf von allen
Mitgliedsstaaten ohne Gegenstimmen verabschiedet. Die Konvention trat
am 27.2.2005 in Kraft, nachdem sie schon von mehr als 40 Staaten
ratifiziert wurde. Das EU-Parlament
stimmte schon am 21.4.04 mit großer Mehrheit dafür, viele Staaten wie Deutschland haben schon 2004 ratifiziert und
schließlich hat auch der österreichische Nationalrat am 9.6.2005 die
Ratifizierung dieses Vertrages beschlossen. Wir danken allen Abgeordneten
für das eindeutige Votum, das gleichzeitig ein Auftrag an das
Gesundheitsministerium ist, das österreichische Tabakgesetz zu
verbessern. Die am 15.9.2005 unterzeichnete Ratifizierung trat am 14.12.2005 in
Österreich
in Kraft. Bisher ratifizierten die EU und >180 Einzelstaaten, in denen
>90% der Weltbevölkerung leben.
Ziel des
Vertrages (Art.3) ist die tabakbedingte Todesrate zu senken. Werkzeuge
sind u.a. Steuererhöhungen, Förderung von Präventions- und
Therapiemaßnahmen, Eindämmung des Zigarettenschmuggels und das Verbot
von Tabakwerbung, -promotion und -sponsoring (Art.13.2). Fünfzig
Millionen Menschen könnten dadurch in den nächsten 25 Jahren vor einem
frühen Tod durch Tabakkonsum bewahrt werden, schätzt die Weltbank.
Die Konvention ist in zweifacher Hinsicht
einzigartig: Erstens wird erstmalig die Haftbarkeit (Art.19) geregelt
und zweitens ist sie gleichzeitig umfassend und spezifisch. (Zum
Vergleich: Die Konvention zum sauren Regen enthielt nur spezifische
Maßnahmen und die in Wien beschlossene Konvention zum Schutz des
stratosphärischen Ozons enthielt nur allgemeine Leitlinien und mußte
erst durch das Protokoll von Montreal spezifiziert werden). Die
Senkung des Tabakbedarfes (Art.6-14)
wird ebenso behandelt wie die Senkung des Tabakanbots (Art.15-17) und
spezifische Themen wie Verpackung und Warnkennzeichnung von Zigaretten
(Art.11.1). Auch Berichtspflicht und Informationsaustausch sind
geregelt (Art.21.2).
Im Gegensatz zu den meisten EU-Mitgliedern versuchten Deutschland
und Österreich wiederholt, FCTC zu schwächen. Bis heute werden Berichte, zu denen sich die Signatarstaaten
verpflichteten, schöngefärbt. Einen kleinen Teil der Ziele hat
Österreich nur deshalb schon erreicht, weil es EU-Direktiven
nachkommen musste. Die Tabaksteuern sind im Vergleich zu Ländern wie
England oder Frankreich immer noch bescheiden und vor allem wird
nichts von diesen Einnahmen in die Tabakprävention investiert. Der
Jugendschutz, den die WHO fordert, ist mit den von unserem
Wirtschaftsminister hartnäckig verteidigten Zigarettenautomaten nicht
kompatibel. Besonders großen Nachholbedarf hat Österreich auch beim
Gesundheitsschutz der nichtrauchenden Bevölkerung (einschließlich
Kinder), denn der Nichtraucherschutz im österreichischen Tabakgesetz
ist zahnlos, wird halbherzig umgesetzt und gilt bis 2018 nicht für
Angestellte im Gastgewerbe. Das internationale Abkommen verlangt aber
Schutz vor Passivrauchen, und zwar wirksamen Schutz für alle Menschen!
Schon vor der UN-Abstimmung säte die Tabakindustrie wieder Zweifel:
Aber auch eine irreführende Studie über Lungenkrebs konnte FCTC nicht mehr verhindern,
diese Zweifel wirken allerdings weiter wie z.B. in Japan, wo kommerzielle Interessen die Forschung beeinflussen.
Deutsche Übersetzung*
und aktueller
Stand der Konvention,
die von allen EU-Staaten und der EC ratifiziert
wurde. In Europa hat nur die Schweiz noch nicht ratifiziert, die
Konzernzentralen der Tabakindustrie beherbergt. (Das
permanentes Sekretariat der FCTC ist aber in Genf)
*Anmerkung: "vested
interests" in Art. 5.3: hätte mit "eigennützigen Interessen"
übersetzt werden sollen. Die Übersetzung mit "berechtigten Interessen"
diente eher den eigennützigen Interessen der Tabakindustrie. Man kann
nur vermuten wie diese Übersetzung (eher Übelsetzung) zustande kam, aber
die deutsche Fassung ist nicht verbindlich wie die
englische.Entscheidend sind die Maßnahmen zu FCTC Art. 5.3
(z.B. in FR, IE, NL, UK).
CoP - Konferenzen der Parteien
(Vertragsstaaten) verpflichten zu Maßnahmen, u.a. gegen Schmuggel, grenzüberschreitende Tabakwerbung (inkl.
Internet) und vor allem die Aufgabe der
Kooperation mit der Tabakindustrie,
indem sich die Regierung
Regeln bei der Kommunikation unterwirft. Beschlossene Richtlinien
sind Bestandteil des Vertrages, z.B. für Tabakadditive und Richtlinien
für Art.8 (Schutz vor Passivrauchen):
Der
1. Grundsatz hält fest, dass ein wirksamer Schutz nur durch 100%
rauchfreie Innenräume ermöglicht wird und andere Maßnahmen wie
Lüftungsanlagen nachweislich unzureichend wirksam sind. Der 2. Grundsatz
verlangt, alle Menschen vor Passivrauchen zu schützen (Übersetzung).
Daran
knüpfen sich Empfehlungen
an die Politik zur Implementierung.
Fakten
mit Literatur, Hoffnungen
für die Zukunft (auch Österreichs), wachsende Allianz.
Nur die konsequente Umsetzung der FCTC kann die Aktien der Tabakkonzerne
zum Fallen bringen und ihre Macht schwächen. Dazu gehören nicht nur Maßnahmen
gegen den illegalen Handel,
sondern auch
Strategien gegen die Einmischung der Tabakindustrie
in die Gesundheitspolitik, die 2008 in der CoP-3
in Durban beschlossen wurden (Kurzfassung).
Artikel
5.3. Anleitung
2013. Handbuch
2018.
Die Fortschritte
von 2006 bis 2009 zusammengefasst. Berichte
der Mitglieder (nicht alle glaubhaft).
Am 30.11.2009
stimmten 24 Gesundheitsminister für die Umsetzung der WHO-Leitlinien in
der EU bis 2012. Nur 3 enthielten sich der Stimme und vertraten
Positionen der Tabakindustrie: Alois Stöger
(Österreich), Dana Jurásková (Tschechien) und Richard
Raši (Slowakei).
CoP-4
(Uruguay, 2010):
Richtlinie zur Regulierung von Tabakwaren
(Entwurf), Bulletins,
News,
Shadow Reports
CoP-5
(Seoul, 2012): Schmuggel-Bekämpfung
u.a. Ergebnisse.
Österreich hat das Schmuggel-Protokoll ratifiziert,
andere EU-Mitglieder folgten. Strategien
& Aktionsplan.
Guidebook.
Perspektiven für Deutschland
und andere Staaten:
Nichtraucherschutz in der Türkei, Werbeverbote in Frankreich,
Rauchertherapie im Vereinigten Königreich, sinkende Raucherprävalenz in
Russland,...
Österreich hat sich an Global School Personnel Survey (GSPS); Health
Professions Student Survey (GHPSS), Adult Tobacco Survey (GATS) nicht
beteiligt und verstößt trotz Ratifizierung der FCTC laufend gegen Artikel
5.3.: Da jeder zweite Konsument von Tabakprodukten vorzeitig stirbt, gibt es einen
„unüberbrückbaren Konflikt zwischen den Interessen der Tabakindustrie und
gesundheitspolitischen Interessen“. Nach den Leitlinien sollten Vertreter
staatlicher oder halbstaatlicher Einrichtungen „nur dann und nur so weit
mit der Tabakindustrie interagieren, wie dies unbedingt erforderlich ist,
um die Tabakindustrie und Tabakerzeugnisse wirksam zu regulieren“ (siehe S.
50
und 51 der Richtlinien für die Umsetzung von Art. 5.3, Art. 8-14 und
Art. 6.
Entwicklungsländer sollten bei der Umstellung von Tabakanbau
auf andere landwirtschaftliche Produkte unterstützt werden (Artikel 17).
CoP-6
(Moskau, 2014): Regulierung von E-Zigaretten (Gleichstellung bei Rauch-
und Werbeverboten in Österreich seit 20.5.1016), rauchlosen Tabakprodukten
und Wasserpfeifenprodukten (Art. 9).
Annahme der Leitlinien zu Art. 6 (Steuer), des Protokolls zu Art. 15 (Schmuggel)
und der Moskauer
Deklaration (Tabakkontrolle stärken, nationale Strategien,
Überwachung neuartiger Produkte). Ziel: Reduktion der Raucherprävalenz
um 30% bis 2025. Ratifikationen
des Schmuggelprotokolls: EU
CoP-7
(Delhi, 2017): Art.
5.3, Schmuggel
(EU),
Inhaltsstoffe,
Shisha,
E-Zigaretten,
und andere
Punkte (Handelsverträge, Nachhaltigkeit, etc): Bericht.
CoP-8 (Genf, 2018): Strategie
bis 2025 zur Umsetzung der FCTC, insbesondere zu Tobacco Advertising,
Promotion, Sponsoring (TAPS, Art. 13). Österreich schickte 9
weisungsgebundene Beamte
(keinen Arzt, keinen Wissenschaftler, aber Hüter des Tabakmonopols im
Finanzministerium).
CoP-9
(Den Haag 2020 wurde wegen COVID19 auf 2021
verschoben und erstmals online abgehalten): Art. 5.3 (Handbuch
2021), erhitzter Tabak, neue Nikotinprodukte. Anschließend fand MoP-2
statt (Meeting of the Parties to the Protocol to Eliminate Illicit Trade
in Tobacco Products).
CoP-10 und MoP-3 (Panama 2024) empfahl Verbesserungen in Zusammenhang mit Menschenrechten
sowie bei Umweltauflagen (Art. 18) und Haftung (Art. 19) für die
Produzenten von Tabak- und Nikotinprodukten. Leider wurden einige wichtige
Beschlüsse auf COP-11 verschoben: zur Regulierung
neuer Nikotinprodukte
(wie E-Zigaretten, erhitzter Tabak
und Lutschnikotin), mit denen Suchtgift-Industrie und -handel ihre
Geschäfte weiter betreiben, auf Kosten von Gesundheit und Jugend. Hoffnung
gaben Beschlüsse zu Art. 2.1, auch in Hinblick auf Menschenrechte und Endgame-Strategien, die von der Tabakindustrie
besonders heftig bekämpft werden.
Das Protokoll gegen den illegalen
Tabakhandel, das auch Österreich 2014
(als erstes EU-Land) ratifizierte, trat 2018
in Kraft, was ein wesentlicher Fortschritt
im Kampf gegen Tabakindustrie und -handel ist. Bisher ratifizierten 62
Staaten.
FCTC half Mitgliedsländern, rauchfreie
Arbeitsplätze und Lokale einzuführen, allerdings sind einige (wie der
deutschsprachige Bereich) noch immer säumig,
weil es keine Sanktionen gibt, die Gesundheitsministerien schöngefärbte
Berichte an das FCTC-Sekretariat senden und die wenigen Shadow Reports
bisher wenig Wirkung zeigten (erst die Klage einer NGO führte z.B. in Holland
zu Verbesserungen).
FCTC includes price and tax
measures, 100% smoke-free public spaces, a ban on tobacco marketing,
support for smokers who want to quit, prevention
of tobacco industry interference, graphic warnings.
Roadmap für Europa
2015-2025.
Erfolg
von FCTC (Art. 6 Preis, 8 Nichtraucherschutz, 11 & 13 Werbung, 14
Therapie) 2005-2015 und Verbesserungsbedarf. Art. 5.3
(Transparenz) auch von UN Economic & Social Council unterstützt.
Fortschritt bis 2021 und bis 2023.
Knowledge
Hubs (Art. 22) & tobacco industry monitoring centres (observatories
for Art. 5.3). Auswirkungen
der FCTC bis 2018, Abnahme der Raucherraten in Europa.
Empfehlungen 2019 für Behörden (Australien) zum Umgang mit der
Tabakindustrie gemäß Art. 5.3 sollten auch in der EU angewendet werden.
Dass Schweiz und USA nur zu den Unterzeichnern der FCTC zählen
ohne sie ratifiziert und sich damit gesetzlich gebunden haben, hat Vor-
und Nachteile: Der Vorteil besteht nur darin, dass sie nicht an den CoP
teilnehmen und die dabei getroffenen Vereinbarungen nicht verwässern
können. Aber durch den starken Einfluss der Tabakindustrie in USA und
Schweiz besteht nicht nur die Gefahr, dass z.B. Werbe- und
Rauchverbote in
diesen beiden Ländern nicht konsequent durchgesetzt werden, sondern dass
diese weiter als Operationsbasis für eine globale, aggressive
Tabakpolitik dienen.
Australien hat für seine Parlamentarier,
Regierungsmitglieder und Beamten einen vorbildlichen Leitfaden
erstellt, wie man mit der Tabakindustrie kommuniziert ohne Art. 5.3 FCTC zu verletzen.
Kurzfassung Art.20 Monitor tobacco use and
prevention policies
8 Protect people from tobacco
smoke
14 Offer help to quit tobacco use
11,12 Warn people about the dangers of tobacco
13 Enforce bans on tobacco advertising,
promotion and sponsorship
6 Raise taxes on tobacco
An nationale Delegationen,
die sich 2006-2024
um die Weiterentwicklung der FCTC bemühten, wurden "Orchid Awards"
vergeben und an die Bremser (die z.T. mit der Tabakindustrie
kooperierten) die "Dirty Ashtray Awards". Summe
aus COP1 bis COP10. An mehr als 4 Tagen der Verhandlungen fielen
folgende Delegationen negativ auf: Guatemala, Japan und Philippinen.